Schulweg
Herausforderungen des Schulweges
Zur zunehmenden «Verinselung von Kindern» tragen nebst dem starken Verkehrsaufkommen, dem zunehmenden Sicherheitsdenken der Eltern und der Digitalisierung die hohen Transportleistungen der Eltern bei. Häufig werden die Kinder von den Eltern mit dem Auto zu ihren Ziel- und Spielorten (z.B. Schule, Vereine, Klavierunterricht, etc.) gefahren. Die Ziele liegen wie Inseln in der Stadt; den Weg dazwischen erfahren die Kinder oft aus der Windschutzscheibenperspektive.
Warum sind Schulwege wichtig für die Kinder?
Schulwege haben gemäss Dr. Marco Hüttenmoser für die Entwicklung der Kinder, das Kennenlernen der Welt, ihre motorischen und sozialen Fähigkeiten und ihre Selbstständigkeit eine sehr grosse Bedeutung:
- Der Schulweg nimmt im Leben eines schulpflichtigen Kindes einen wichtigen Platz ein. Wer zu Fuss in die Schule geht, lernt seine Umgebung besser kennen.
- Der Schulweg bietet viele Möglichkeiten sich mit anderen Kindern und Erwachsenen auszutauschen.
- Für die Kinder ist der Schulweg die wichtigste Möglichkeit, den Strassenverkehr unter realen Bedingungen kennenzulernen.
Wie Kinder ihren Schulweg beschreiben…
…die mit dem Auto gefahren werden:
Der sechsjährige Roberto stellt eine wirre Vielfalt von leeren Strassen und Kreuzungen sowie ein Kind oder Fahrer im rasant fahrenden gelben Auto dar.
Die Leere des Schulweges (also das Fehlen von Schulwegerlebnissen) in einer Zeichnung festzuhalten, ist für Kinder schwierig. Die Leere wird oft überdeckt, zum Beispiel mit ornamentalen Elementen, Vögeln, Schmetterlingen oder einem Regenbogen. In der Erinnerung der siebenjährigen Arianna bleiben vom Schulweg zwei rasch dahinfahrende Autos und eine einzelne Verkehrsampel. Der Rest wird mit wilden Strichen überdeckt.
…die alleine oder in Begleitung zu Fuss in die Schule bzw. den Kindergarten gehen:
Sarah begrüsst vor dem Schulhaus ihre Freundinnen und Freunde (Zeichnung aus dem Vergleichswettbewerb).
Die zehnjährige Maria begegnet auf ihrem Schulweg dem Hirten mit seinen Schafen. Im Wald entdeckt sie viele Tiere und am Himmel einen Vogel, der seinen Kot direkt auf einem Auto platziert. Maria schätzt wohl den Strassenverkehr nicht besonders.
Die Botschaft der Kinder heisst «Aussteigen!» (Hüttenmoser, M. 2004)
Behörden und Eltern müssen sich dafür einsetzen, dass die Kinder möglichst früh selbstständig in den Kindergarten oder in die Schule gehen können. Die Behörden müssen für einen sicheren Schulweg sorgen, während die Eltern ihre Kinder zu Fuss in den Kindergarten begleiten müssen, bis diese sich genügend sicher fühlen.
Weitere Informationen zum Schulweg und Literaturhinweise finden Sie ► hier.
Apel, P., et al., 2010: Freiräume für Kinder und Jugendliche: Gutachten im Rahmen des Nationalen Aktionsplanes «Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 - 2010». Berlin: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung.
Hüttenmoser, M., 2004: Wo man aussteigt beginnt das Leben. Muri: Dokumentationsstelle Kind und Umwelt.