Gestaltung und Design aus der Kinderperspektive

Pflegeaufwändige Kulissen, die den Kindern nichts nützen…

Im urbanen Raum wird dem Bedürfnis der Menschen nach Gestaltung Rechnung getragen. Wichtig ist dabei, dass die Kinder, die Umwelt und die Nachhaltigkeit nicht vergessen werden. Natur kommt gemäss Haug-Schnabel in vielen Wohnquartieren fast nur noch als pflegeaufwändige Kulisse vor. Vorgärten, Höfe und öffentliche Grünflächen werden so gezähmt und zurechtgestutzt, dass sie Kinderspielen nicht mehr standhalten oder schlichtweg langweilig sind. Haug-Schnabel zu Folge sind nicht nur bestimmte Pflanzen- und Tierarten sind vom Aussterben bedroht, auch viele traditionelle Spieltätigkeiten und explorierende Materialerfahrungen geraten vielerorts in Vergessenheit. 
 

Eine gelungene Gestaltung…

  • passt zum Ort und fügt sich gut in die Umgebung ein und unterstützt die Integration notwendiger naturferner Elemente in den Spielraum (z.B. Spielgeräte, WC, usw.),
  • trägt zur Identität des Spielraums bei und fördert das Wohlbefinden,
  • ist auf die Bedürfnisse der Nutzenden, der Kinder ausgerichtet (Kinderperspektive),
  • hilft, die Akzeptanz von «Wildnis» und «Unordnung» zu erhöhen (Strategien der Landschaftsarchitektin Joan Nassauer: «orderly frame», «cues to care»),
  • ist auf Dauerhaftigkeit ausgelegt. Die Gestaltung ist «zeitlos» und nicht auf kurzfristige Designströmungen ausgerichtet und die verwendeten Materialien und Konstruktionen sind dauerhaft und alterungsfähig (Selbstreinigung, Stabilität, Verschleissteile, etc.),
  • ist ressourcenschonend (z.B. nachhaltige Materialien, kurze Transportwege usw.),
  • integriert die Anliegen der Siedlungsökologie.

Fragen Sie die Kinder, unsere Experten!

Ein guter Partizipationsprozess mit allen Betroffenen und Nutzenden (inkl. Kinder) ist bei der Planung und Umsetzung von attraktiven Freiräumen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Eine Studie des Marie Meienhofer Instituts für das Kind kommt zum Schluss, dass die Qualität des Wohnumfeldes auch schon für ganz kleine Kinder von grosser Bedeutung ist, dieser aber zu wenig Beachtung geschenkt werde. Bei der Planung und Gestaltung von Spielräumen werden Kinder zwar heute vermehrt mitbedacht, jedoch geschieht dies fast immer ausschliesslich aus der Erwachsenenperspektive heraus.
Das u.a. vom Kanton Aargau unter- stützte Projekt QuAKTIV der Fachhochschule Nordwestschweiz befasst sich eingehend mit dieser Thematik und unterstützt den Partizipationsprozess mit Kindern mit einer Broschüre und einer ► Internetplattform​​​​​​​.

Weitere Informationen und Literatur zu partizipativen Prozessen mit Kindern finden Sie ► hier

Quellen
Quellen

Fabian, C. und Huber, T., 2016. «Praxishilfe Naturnahe Freiräume für Kinder und mit Kindern; Planen und Gestalten - Grundlagen, Vorgehensweise und Methoden». Herausgeber: Fachhochschule Nord- westschweiz FHNW, Hochschule für Soziale Arbeit.

Flory, T. und Liechti, R., 2015: Mehr Raum für Kind und Natur. Umwelt Aargau Nr. 67. Abteilung für Umwelt, Kanton Aargau.

Gadient, H., 2017: Referat Freiraumentwurf. Rapperswil: HSR Hochschule für Technik.

Haug-Schnabel, G., und Wehrmann, I., 2012: Raum braucht das Kind: anregende Lebenswelten für Krippe und Kindergarten. 1. Auflage. Weimar Berlin: Verlag das Netz.

Mayer, F., 2012: Expertise zu Lebensräumen und Lebenswelten junger Kinder. Zürich: Marie Meierhofer Institut für das Kind.

Nassauer, J., 1995: Messy Ecosystems, Orderly Frames. Landscape Journal, Volume 14, Number 2.